Interview mit Sandra Seefeld

München summt!: Sandra, du hast dich letztes Jahr bei München summt! gemeldet, weil du für deine Bienenstöcke einen prominenten Standort in der Stadt gesucht hast. Warum wolltest du gerne auf dem Dach einer der Pinakotheken imkern?

Sandra Seefeld: In vielen Städten, wie in Berlin oder Paris wird urbane Imkerei auf Dächern betrieben und mir kam gleich die riesige Dachfläche der Neuen Pinakothek in den Sinn. Der Standort ist ideal für die Bienen – in der Nähe gibt es viele Grünanlagen und Parks mit den verschiedensten Blütenpflanzen, sodass es immer genügend Nektar und Pollen gibt. Die Pinakothek ist außerdem sehr zentral und vor allem wunderschön gelegen. Ich kann schnell vor Ort sein, egal ob ich von zu Hause, der Arbeit oder aus Innenstadt komme und habe zudem noch beim Imkern einen herrlichen Blick auf das Kunstareal.

Gibt es für dich eine Verbindung zwischen Natur und Kultur?

Das ist schon sehr philosophisch, aber ich denke dass Kultur ohne Natur kaum denkbar wäre. Die Natur ist schließlich die erste und größte Inspirationsquelle.

Unter einem Hobby-Imker stellt man sich gemeinhin einen älteren Herren vor, der sich gerne am geselligen Leben im Imkerverein beteiligt, weniger aber eine junge Frau. Wie kommst du zur Imkerei?

Ganz einfach über meine Leidenschaft für den leckeren Honig – mich hat schon immer fasziniert, wie es die Bienen schaffen etwas so köstliches und vielfältiges zu produzieren. Mir war immer klar, dass ich eines Tages imkern würde. Allerdings habe ich das auch lange Zeit mit meinem Ruhestand und einem Häuschen auf dem Land verbunden. Dann bin ich jedoch auf den Münchener Bezirksbienenzuchtverein MBBZV aufmerksam geworden, habe einfach mal bei einem der Neuimkerkurse vorbeigeschaut und bin dann dabei geblieben.

Wie lange imkerst du schon und was sind deiner Meinung nach derzeit die größten Herausforderungen der Bienenhaltung?

Ich imkere seit dem letzten Jahr, nachdem ich das Glück hatte einen Schwarm geschenkt zu bekommen. Die größte Herausforderung ist sicher die Varroamilbe, ein Parasit der sich in der Brut vermehrt und die Bienen schwächt. Es sind praktisch alle Völker betroffen und eine wirkliche Lösung für dieses Problem gibt es bisher nicht. Nach der letzten Honigernte werden die Bienen mehrmals mit organischen Säuren behandelt. Schwierig wird es, wenn nicht alle Imker bei der Behandlung mitmachen und es so immer wieder zu Neuinfektionen durch Kontakt mit nicht behandelten Bienen kommt.              

Wie haben die MitarbeiterInnen und BesucherInnen der Neuen Pinakothek bisher reagiert, wenn sie dir in voller Imkermontur begegnet sind?

Durchweg positiv! Die Imkerkleidung weckt meistens direkt die Neugier und regt zum Nachfragen an. Wenn ich dann noch gerade vom Dach komme und ein Stückchen Wabenhonig zum Probieren dabei habe, ist die Begeisterung perfekt.

Die Initiative München summt! will die Aufmerksamkeit der Promistandorte dazu nutzen, wieder mehr Natur in die Stadt zu holen und den Menschen wieder stärker mit der Natur in Verbindung zu bringen. Welche Botschaft würdest du persönlich der Öffentlichkeit gerne mit auf den Weg geben?

Stadt und Natur sind keine Gegensätze. In vielerlei Hinsicht lässt es sich in der Stadt genauso oder sogar noch “grüner“ als auf dem Land leben. Man muss nur die Augen offen halten und auch seine direkte Umgebung bewusst wahrnehmen. Die Verbindung mit der Natur entsteht eben nur mit dem Bewusstsein dafür.

Die Eröffnung des Bienenstandorts am Dach der Neuen Pinakothek hat einigen Medienrummel nach sich gezogen. Wie kommst du mit den Anfragen und Interviews der Medien klar?

Ich hatte nicht damit gerechnet, dass das Interesse so groß sein würde – es gab sogar schon Anfragen bevor die Völker überhaupt ihren neuen Standort bezogen hatten. Ich freue mich natürlich sehr darüber, auch wenn es manchmal neben dem Beruf schwierig ist zum Beispiel einen Drehtermin einzuhalten. Da muss dann schon auch mal kurzfristig mein Mann einspringen und die Bienen vorstellen.

Du sorgst ganz offensichtlich für Imkernachwuchs. Wann kommt denn dein Baby zur Welt und traust du dir zu, die Bienen auch mit Baby weiter zu versorgen? Normalerweise hat man als Mutter gerade am Anfang ganz andere Sorgen…

Das Baby kommt Ende August, wenn der Honig bereits abgeschleudert ist und vor dem Winter kaum noch größere Arbeiten an den Bienen anstehen. So kann ich mich in Ruhe ans Muttersein gewöhnen, mich neu organisieren und im nächsten Jahr wird weiter geimkert.

(Das Interview führte Sigrun Lange im Juni 2013)